Sonntagberg und das Eisen
Geschichtlicher Hintergrund von Sonntagberg mit dem Bezug zum Eisen
Mit einer am 15. Juni 993 in Nordhausen (Thüringen) ausgestellten Urkunde schenkte Kaiser Otto III. einem Sachso drei königliche Hufen an dem Orte, wo der Slawe Gluzo zu hausen und zu roden begonnen hatte und der im Volksmund Gluzengisazi (=Sitz des Gluzo, Gleiß) genannt wurde. Diese Urkunde von Gleiß ist der älteste Nachweis einer Besiedelung des zu dieser Zeit Ostarrichi genannten Gebietes.
Frühe Rodung des Sonntagberges hieß slawisch "Radnitz" was gleichzusetzen ist mit "Erzberg", was auf eine Sumpfeisengewinnungsstätte am Abhang des Berges schließen lässt.
Mit dieser Ansiedelung des Sachso begann die deutsche Kolonialisierung der Gegend und die sächsischen Grafen von Seeburg und Gleiß erweiterten die Herrschaft die Ybbs entlang über Zell, Opponitz, St. Georgen am Reith bis zum Bodingbach bei Lunz am See.
Zu Beginn des 12. Jahrhunderts ist Gleiß im Besitz des Grafen Gero von Seeburg und Gleiß, dessen Sohn Wichmann (gest. 1192) als Erzbischof von Magdeburg und Berater Kaiser Friedrich Barbarossa maßgeblichen Einfluss auf die damalige europäische Politik genommen hat. Er stattete das Stift Seitenstetten mit reichen Schenkungen aus und übergab den Rest dem Hochstift Passau. Damit kam Gleiß in den Besitz des Bistums Passau, welches die Herrschaft an Ministeriale weiterverlieh. Bereits im 12. Jahrhundert war Waidhofen am Eisenhandel aus Innerberg - das ist der heutige Ort Eisenerz - beteiligt, und es bildeten sich um die gleiche Zeit auch die ersten Ansätze eines selbständigen Verarbeitungsgewerbes. Größere Bedeutung erlangte das Eisenwesen dieser Gegend erst im 14. Jahrhundert, als sich die Hammerwerke von den Blähhäusern trennten. Die Blähhäuser, die aus dem Erz das Rauheisen erzeugten, blieben am Erzberg, die Hammerwerke aber, die dieses Rauheisen verfeinerten und es ausschmiedeten, zogen an die Wasserläufe des Ybbs- und Ennstales, wo sie sich leichter mit Holzkohle und Lebensmitteln versorgen konnten, als dies im Talkessel von Innerberg möglich war.
Ende des 14. Jahrhunderts verkaufte Passau Gleiß an Heinrich VI. von Wallsee-Enns. Die zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen in unserer Gegend zwangen die Waidhofner zur Errichtung von Befestigungseinrichtungen im Bereich der Stadt. 1442 inszenierten und finanzierten die Waidhofner einen Gütertausch zwischen dem Bischof von Freising und Bernhard von Seisenegg, um das Gut Wangl zu übernehmen, auf dessen Grundstück die Ybbsbrücke in Gerstl führte um eine Sicherstellung für die Benützung der durch Hochwässer gefährdete Ybbsbrücke zu erhalten.
Obwohl durch Quellen die Existenz einer Dreifaltigkeitskapelle am heutigen Sonntagberg für das Jahr 1477 eindeutig gesichert ist, können doch auch die späteren Hinweise auf den Bestand einer Salvatorkapelle nicht übersehen werden. Die wiederholte Benennung "Salvatorberg" 1440, 1448, 1478, die Erwähnung des "Kirchleins Jesu Christi Salvatoris unter der großen Kirchen gegen Oczident" und der "Felsen Salvatoris außer der Capellen beim Altar" weisen auf diese Situation hin.. Aus diesen Angaben ist anzunehmen, dass von Anfang an zwei Kapellen auf dem Sonntagberg bestanden haben. 1490 wurde aus Platzmangel da der Zustrom der Pilger größer wurde unter Abt Kilian Heumader die spätgotische Kirche vollendet und der Hl. Dreifaltigkeit geweiht.
Prominente Besitzer der Herrschaft Gleiß waren später Siegmund von Eytzing (um 1475) und Oswald Schirmer (gest.1500)>), der Hofrichter von Seitenstetten. 1576 kam Gleiß in den Besitz des reichen Messerschmieds Daniel Strasser, des späteren Bürgermeisters der Stadt Steyer, dem 1595 dessen Sohn Wolfgang Strasser nachfolgte. Nach den Geyer von Osterburg waren die Grafen (später Fürsten) Montecuccoli Besitzer der Herrschaft Gleiß, von denen besonders Raimund Montecuccoli hervorzuheben ist, der Sieger der Schlacht bei Mogersdorf (1664) gegen die Türken. Seinem Nachfolger Leopold Fürst Montecuccoli verdankt das Dorf Zell die Markterhebung (1690). Von ca. 1700 bis 1895 waren die Orsini-Rosenberg die Herrschafts- bzw. Schlosseigentümer von Gleiß. 1532 wird berichtet, dass die sengenden und brennenden Türken am ärgsten im Ybbstal wüteten und das Dörfchen Gerstl bei Waidhofen mit seiner Mühle, dem Wirtshaus und der Säge am 7. September niedergebrannt wurde.
Das Dörfchen Gerstl existierte auch weiterhin, dies dokumentieren auch die Deckensignierungen in den Häusern Kohlhofer 1654, Niedernelling-Polsterer-1642, Liezlachner 1654.
Dem tief verwurzelten Protestantismus in Österreich konnte sich eine kirchliche Erneuerungsbewegung durchsetzen, der Wallfahrt wurde neues Leben eingehaucht und zu neuer Blüte gebracht, was 1706 zum Neubau der Kirche am Sonntagberg führte.
Die von Jakob Prandtauer und Josef Munggenast errichtete und mit großartigen Fresken von Daniel Gran und Antonio Tassi augestattete Kirche konnte den Ansturm an Wallfahrer gerade fassen. Am 28. Juli 1729 wurde die neue Wallfahrtskirche feierlich eingeweiht.
Die Orsini-Rosenberg waren es, die 1751 den Sitz der Herrschaft in das neu erbaute Schloss Zell verlegten. Seit dieser Zeit führte die Herrschaft die Bezeichnung "Gleiß zu Zell". In den Franzosenkriegen wurde das Schloss Gleiß 1805 in Brand geschossen. Die Orsini-Rosenberg ließen das Schloss nicht restaurieren und damit begann sein baulicher Verfall. 1850 stürzte das Schlossgemäuer in sich zusammen. Der heutige Ortsteil Gleiß der Marktgemeinde Sonntagberg mit seiner Ruine erinnert an seine einstmalige Bedeutung.
Die drei wesentlichen Faktoren für wirtschaftliche Entwicklung im Ybbstal im Zusammenhang mit dem Eisen waren als erstes die geographische Lage des Erzberges neben dem Weg durch das Ennstal nach Steyr, auch die Route über Weyer und von dort über Waidhofen durch das unter Ybbstal in den Donauraum nach Wien. Bereits im 12. Jahrhundert war Waidhofen am Eisenhandel aus Innerberg - das ist der heutige Ort Eisenerz - beteiligt, und es bildeten sich um die gleiche Zeit auch die ersten Ansätze eines selbständigen Verarbeitungsgewerbes.
Größere Bedeutung erlangte das Eisenwesen dieser Gegend erst im 14. Jahrhundert, als sich die Hammerwerke von den Blähhäusern trennten. Die Blähhäuser, die aus dem Erz das Rauheisen erzeugten, blieben am Erzberg, die Hammerwerke aber, die dieses Rauheisen verfeinerten und es ausschmiedeten, zogen an die Wasserläufe des Ybbs- und Ennstales, wo sie sich leichter mit Holzkohle und Lebensmitteln versorgen konnten, als dies im Talkessel von Innerberg möglich war.
Bereits im Mittelalter war die Region der Niederösterreichischen Eisenwurzen vom Eisen abhängig. Grundsätzlich gilt für das Mittelalter, dass die nötige Friedenssicherung für die wirtschaftliche Entwicklung einer Region am ehesten in der unmittelbaren Umgebung einer Burg gegeben war. Dieser dritte Faktor war bereits in frühester Zeit durch die Burg Konradsheim und Gleiß gegeben.
Der Zusammenhang mit Burg-Eisen-Wirtschaftsaufschwung ist sehr deutlich aus der Tatsache ersichtlich, dass bereits 1576 Gleiß in den Besitz des reichen Messerschmieds Daniel Strasser des späteren Bürgermeisters der Stadt Steyr kam. Der Erzabbau, die Verhüttung des Eisenerzes und die Verarbeitung zu vielerlei Werkzeug, Waffen, Gebrauchs- und Kunstgegenstände prägten den Wirtschaftsraum. Die Versorgung der Rad- und Hammerwerke mit Wasserkraft und Holzkohle, der Handel und der Transport sind mit der Eisenwurzen ebenso eng verbunden wie die heimischen Bauern, die das eisenerzer Bergbaugebiet mit dem nötigen Proviant versorgten.
Bereits 1817 erfolgte eine Grundbucheintragung der Herrschaft Gleiß nach welcher Georg und Katharina Kastner in Unterbruckbach Rotte Wühr 4 der Pfarre Sonntagberg eine halbe Lehensbehausung besaßen welche 1821 an Franz und Anna-Maria Frühwald verkauft und 1854 an Josef Liebl, Hammerwerks- und Realitätenbesitzer zu Mühlau in der Gemeinde Oberhall veräußert wurde. Seinem Sohn gleichen Namens wurde kraft testamentarischer Verfügung dieses Grundstück übereignet und die Konzession zur Errichtung eines Puddlingwerkes und eines Fein-Streckpuddingwalzwerkes mit den entsprechenden Einrichtungen erteilt, welche bereits 1859 durch das Berggericht bestätigt wurde. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel erwarben die Gebrüder Böhler, Wien und Frankfurt 1872 um 30.000 Gulden das Werk. Das expandierende Unternehmen bot für die Region neue Verdienstmöglichkeiten vor allem für die in ärmlichen Verhältnissen lebenden Waidhofener Schmieden. Wie aus Grundbuchseintragungen der Herrschaft Waidhofen an der Ybbs hervorgeht erwarben die Wiener Eisenhändler und Gewerkebesitzer Karl und Franz Winkler, Edle von Forazest, Ende 1853 um 1100 Gulden Grundstücke von den damaligen Besitzern der bereits 1305 in der Gemeindechronik erwähnten Gerstl-Mühle, Leopold und Josefa Litzellachner, und von den Besitzern des Gerstlwirtshauses, Ignaz und Rosina Pflügl, im Ausmaß von 2 Joch und 395 Klaftern. 1854 wurde auf diesem Areal mit dem Bau eines Warmwalzwerkes begonnen, das 1855 fertiggestellt wurde.
Nach Inbetriebnahme mit einer Belegschaft von zwei Schmieden und sieben Warmwalzern wurde eine Tagesleistung von ca. 400 kg Walzware erzeugt. Ende 1855 belieferte dieses erste Warmwalzwerk Österreichs nicht nur die Kleineisenindustrie in der Eisenwurzen, sondern auch die allseits aufstrebende Industrie bis in den Raum von Wien, und nach bescheidenen Anfängen erreichte man in Gerstl bald beachtliche Tagesleistungen. Nach dem Tode Franz Winklers 1864 wechselten die Besitzer des Unternehmens mehrmals. 1886 wurde es von der Familie Ellisen, den Inhabern der Theresientaler Papierfabrik mit der Absicht erworben, anstelle des Warmwalzwerkes eine Holzstofffabrik zu errichten. Da dieser Plan nicht verwirklicht werden konnte, verkauften sie das Gerstlwerk 1890 an Josef Wertich, dessen Witwe den nun schon Hammerwerk und Walzwerk genannten Betrieb führte. Zu dieser Zeit waren bereits eine Mittel- und Feinstrecke von einem Wasserrad angetrieben als technische Ausrüstung zu Verfügung. Die Tagesleistung betrug 4 t, die Belegschaft 20 Mann. Wertich´s Witwe ließ im Gerstlwerk 1895 ein Kaltwalzwerk mit fünf Gerüsten, das erste in Österreich, erbauen. Wegen finanzieller Schwierigkeiten, hervorgerufen durch den großzügigen Ausbau des Werkes, und verschiedener Fehlschläge, musste die Firma Wertich 1908 den Konkurs, eröffnen. 1910 übernahm die Prager - Union-Bank das zwei Jahre stillgelegte Werk und gründete die "Wertich Eisen- und Stahlwerke AG" mit dem Sitz in Wien. Die Tageswalzwerkleistung aufgrund verschiedener Verbesserungen zu diesem Zeitpunkt betrug bereits 4000 kg und als das Wasserrad durch eine Turbine ersetzt wurde konnte die Produktionsleistung weiter angehoben werden. Infolge der teilweisen Umstellung auf Rüstungsproduktion und der Vergrößerung der Kapazität während des Krieges musste 1922 mit dem Bau des "Neuen Gerstlwerkes" begonnen werden. Dieses Werk wurde auf den Grundstücken des bis 1920 in Betrieb befindlichen Kalk- und Zementwerkes der Firma Leithe, Wien, errichtet und umfasste vorerst ein Kaltwalzwerk, eine Glüherei, eine Beizerei und Nebenbetriebe. In diesem Zusammenhang muss auch die im 19. Jahrhundert über 40 Jahre hindurch bestehende Zementfabrik genannt werden. Ing. Franz Leithe entdeckte, dass sich in den Gesteinsschichten des Sonntagberges auch der sogenannte Zementmergel befindet. Daraufhin errichtete er bei Gerstl (im Bereich des heutigen "neuen Gerstlwerkes" und Kraftwerk Zentrale V der BYG) eine Zementfabrik die große Mengen an "Roman-Zement" erzeugte. Nach dem Aufkommen des Portlandzementes musste die Zementfabrik Leithe aber die Produktion einstellen, da der Roman-Zement mit dem neuen Produkt qualitativ nicht konkurrieren konnte.
1923 entstand noch im alten Gerstlwerk eine für damalige Begriffe moderne Anlage zum Feuerverbleien von kaltgewalzten Eisenbändern. 1925 nahm man das Feuerplattieren und 1928 die Rohrerzeugung auf. 1928, als Robert Schoeller Präsident geworden war, bestand das Vermögen der AG aus einem Stammkapital von 350.000.- und einer Kapitalrücklage von 300.000.- Schilling. 1931 erfolgte eine Erweiterung und teilweise Umstellung der Glüherei auf Elektroöfen. Die Produktion von scharfkantigen gezogenen Flacheisen und gezogenen Profilen wurde 1934 aufgenommen. In den Jahren 1935/36 baute man nach eigenen Plänen die erste Elektroplattierungsanlage Österreichs, in der man galvanisch veredeltes Bandeisen herstellte. 1938/40 erfolgte die Vergrößerung des neuen Kaltwalzwerkes durch Errichtung eines Zubaues für vier neue Kaltwalzgerüste. Am 1. August 1940 wurde das Wertich-Werk ganz in das Böhler- Unternehmen integriert. Nach dem Ausbau des Kaltwalzwerkes auf Ringgewichte bis zu 1500 kg konnte die bishin einschichtige Beschäftigung des Warmwalzwerkes (in einem Walzenständer ist die Gründungsjahreszahl 1855 ersichtlich) nicht mehr aufrechterhalten werden, und nach 113 Jahren wurde am 27. Dezember 1968 die letzte Schicht im Warmwalzwerk gefahren. Der Bedarf an schmalem Warmband wurde nach Bruckbach verlegt und die Anlagen außer der Stromerzeugung stillgelegt bzw. demontiert.
Am Beginn des 1. Weltkrieges beschäftigte die Böhler Ybbstalwerke bereits 700 Arbeiter. Es ist daher verständlich, dass die Schmiede im Waidhofner Raum bei diesem Angebot an neuen Arbeitsmöglichkeiten ihre Betriebe rechtzeitig einstellten und auf andere Erwerbszweige überwechseln mussten. Am 21 Mai 1887 erschein ein Artikel im "Boten" der die Situation treffend beschreibt. Unter anderem heißt es drin: "Der fabriksmäßige Betrieb ist dem alten, gewerblichen oder handwerksmäßigen Betriebe vielfach überlegen und jene Gewerbe, wo die Handarbeit fast vollständig von der Maschinenarbeit ersetzt werden kann, werden unausweichlich vom fabriksmäßigen Betrieb aufgesaugt." Bereits 1895 schrieb Adolf LEDEBUR, ein international berühmter Stahlfachmann: “Nicht viele Stahlwerke der Erde dürfen eine so reiche Sammlung von Querschnittsformen besitzen, wie die Bruckbacherhütte”. Das Wasser, ein Energieträger dieser Zeit, hatte in den Jahren 1899 und 1959 das Werk durch mächtige Überschwemmungen zerstört. Immer aber entschlossen sich die Besitzer, das Werk dem neuesten Stand der Technik entsprechend, aufzubauen und zu modernisieren. Bereits 1905 wurde hier Verbundstahl als Vormaterial für die Schermesserfertigung in Böhlerwerk erzeugt. Der Anschluss 1907 an die Eisenbahn ermöglichte einen weiteren Aufschwung. Die Aussage von A. Ledebur ging in Erfüllung: 1938 wurden 1044 verschiedene warmgewalzte Profile erzeugt und heute sind es beinahe 4000!
Das Werk in Bruckbach beliefert heute Werkzeug- und Maschinenhersteller in aller Welt mit seinen Produkten. Die BÖHLER Profil GmbH erzeugt aber auch Verbundstähle, das ist eine Warmwalzkombination von weichem Baustahl und härtbarem Werkzeugstahl für die Maschinenmesserherstellung.
Das "SCHLEIFEN" hat im Raume (der späteren Ortschaft) Böhlerwerk lange Tradition. Der Schleifsteinbergbau im nahegelegenen k.k. Untertage-Steinbruch (an der Ortsgrenze zu Waihofen-ehemaliges Gasthaus Übellacker- gegenüber aufgelassenem Hofer--Markt) wurde hier schon 1799-1814 betrieben. Mit einem fundierten und ausführlichen Funktionsplan kam es am 1.7.1799 zum Kaufvertrag des auf Freising´schem Grunde liegenden bestehenden Schleifsteinbergbaues. Es wurden Schleifsteine mit ca. 2 m Durchmesser und 30 cm Breite hergestellt welche an die weit über die regionalen Grenzen hinaus befindlichen Kunden (Messerer, Zirkelschmiede, Scherer, Werkzeugmacher, sowie während der Zeit der Franzosenkriege um 1800 verstärkt an die Waffenerzeuger) geliefert wurden. Das Schleifsteinmaterial wird lt. Unterlagen des K. K. Schleifsteinverwalters J. Engleitner als "verhärtetem Thonschiefer mit viellen ungleich meist feinen Sand und Glimmer vermischt in blaulich grauer Farbe und als Gloritschiefer angenohmen wird" beschrieben. Die auf dem Schleifsteinlager befindliche Schlierhaut wurde Schermesserstein genannt und daraus "Schermesserersteine von 14 bis 20 zoll hoch, dan 2 bis 3 zoll dick, und 2 1/2 zoll weiten lohe" erzeugt. In dieser Umgebung errichteten die Besitzer (Gebr. Böhler) nach Kauf der Woidi-Gründe im Jahre 1890 das Hammer-Werk, die “Sophienhütte” welche über eine Wasserkraft von 360 PS (vier Wasserräder und eine Turbine) verfügten welche vier gewöhnliche Schwanzhämmer, einen Schwanzhammer mit Riementrieb und einen Fallhammer antrieben. Es wurde bruckbacher vorgewalzter Zaggel hauptsächlich zu Streckstahl und Werkzeugen aber auch zu Maschinenmessern verarbeitet. Nach der Zerstörung der Sophienhütte durch Hochwasser wurde die Anlage neu aufgebaut und mit vier zusätzlichen Schmiedehämmern sowie vier von Bruckbach überstellten Hämmern ausgerüstet. Die entstandene Siedlung erhielt Namensbezeichnung Böhlerwerk. 1893 werden neben der Sophienhütte eine Feilenfabrik und eine Kraftzentrale mit zwei Francis -Turbinen von 240 und 150 PS gebaut, worauf1894 die Errichtung des Verwaltungsgebäudes samt Stahllager erfolgte. 1899 wurde die Feilenfabrikation in Furthof (St. Egydier Eisen- und Stahl-Industrie-Gesellschaft) konzentriert und die freiwerdenden Räumlichkeiten zur Herstellung von Werkzeugen und Maschinenmessern erweitert. 1905 installierte man im Böhlerwerk zwischen Dreherei und Schmiede eine 150 PS Dampfmaschine. Auf den Wasserhämmern erfolgte zum ersten mal das Schmieden von Stahl auf Eisen, des sogenannten "Verbundstahls" der als Vormaterial für die Schermessererzeugung dient. Bereits im Jahre 1900 wurden an diesem Standort Magnete und Ventilkegeln für Verbrennungskraftmaschinen hergestellt.
Im vorigen Jahrhundert waren die von den Bauern aus dem „Sonntagberger Sandstein“ hergestellten Wetzsteine weithin gefragte Produkte. Fast alle Haushalte, vor allem aber die Landwirte und Gewerbetreibenden, benötigten damals ein solches Gerät. An den südlichen Abhängen und im unmittelbaren Bereich von Gerstl (Gut Gerstl) wurde teilweise im Untertagebau der bei den Messer-Sensen- und Sichelverwendern (Haushalt, Bauern u. Gewerbe) beliebte und weit über die regionalen Grenzen hinaus bekannte Wetzstein gebrochen und geformt. In diesem örtlichen Bereich des Gemeindegebietes von Sonntagberg befindet sich eine Sandsteinschieferader, welche direkt durch den Sonntagberg verläuft und sich über die Ybbs in westlicher Richtung fortsetzt. Diese Ader ist sehr deutlich im Ybbsbett durch seine schräg nach obenstehende Struktur zu sehen und seine hohe Wiederstandskraft gegen die Naturgewalten der Gletscher aus geschichtlicher Zeit (Ybbsgletscher) und die immer wieder auftretenden Hochwässer mit Geschiebegang bis Heute zu erkennen. Die "Sonntagberger Wetzsteine" hatten einen guten Ruf und wurden besonders auf den Höfen Kahlenberg, Kaiserhof, Dörfl und Stöllner produziert. Das dazu notwendige Material gewann man aus den dem heimischen Boden, und noch heute sind die betreffen den Stollen teilweise offen und dienen dem Wild als Unterschlupf.
Der Sonntagberg führt in den Schichten seines Aufbaues auch reinen Sandstein in Form von Platten mit einer Dicke von 15 Millimetern. Nach einer Schablone wurde aus diesen Sandsteinplatten die Rohform der Wetzsteine abgezwickt, die dann unter Wasserzugabe geschliffen wurden. Nach der Fertigstellung wurden die im Handel sehr begehrten Wetzsteine in die nähere und weitere Umgebung ausgeliefert. Um 1900 wurde die Wetzsteinerzeugung in der Gemeinde Sonntagberg vollkommen eingestellt. Die Ursache dafür war die Erfindung des Carborundums (eines künstlich hergestellten, sehr beständigen Siliziumcarbids), aus dem man die Wetzsteine preislich und qualitativ günstiger herstellen konnte. Doch auch der Mangel an geeignete Arbeitern spielte dabei eine Rolle, da die aufstrebende Industrie im Gemeindegebiet alle zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte an sich zog.
Mit dem Aufstieg der Großindustrie erlosch die große Zeit der “Schwarzen Grafen”, der reichen Hammerherren im Bereich Waidhofen und dem oberen Ybbstal.
Geblieben sind die Denkmäler, die alten Hammerherrenhäuser mit den Nebengebäuden aber auch einfache Bauernhäuser als Zeugen einer vergangenen kulturellen Hochblüte. Geblieben ist aber auch eine faszinierende Kultur- und Naturlandschaft, die heute immer mehr zum Erholungsraum wird.